Perikopenrevision

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Perikopenrevision

Der GKR beschäftigt sich bei der Klausurtagung mit der neuen Ordnung

Warum wird eigentlich so selten über Bibeltexte gepredigt, in denen Jesus nicht sanftmütig und freundlich ist, sondern wütend bis zur Handgreiflichkeit, wie bei der Tempelreinigung? Wieso kommen schwierige Bibeltexte, in denen es um Rachegedanken geht, in Gottesdiensten kaum vor? Und wie entscheiden Pfarrerinnen und Pfarrer überhaupt, welche Texte in einem Gottesdienst gelesen und über welche Bibelabschnitte gepredigt wird? All das ist nicht dem persönlichen Geschmack überlassen, sondern als Richtlinie in der sogenannten Perikopenordnung (Perikope=Abschnitt) von einer theologischen Kommission, der Liturgischen Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),  festgelegt, die auch Liedvorschläge für den jeweiligen Sonntag macht. Diese Perikopenordnung war zuletzt vor vierzig Jahren, 1978, reformiert worden und wurde nun in einem längeren Diskussionsprozess erneut überarbeitet. Die neueste Version ist mit Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Advent 2018 in Kraft getreten. So kommen jetzt einige Bibeltexte zum Zuge, die bisher gar nicht als Predigttexte auftauchten, wie die Geschichte vom depressiven König Saul, dessen Gemüt durch Davids Harfenspiel aufgehellt wird. Insgesamt erhöht sich der Anteil von Texten der hebräischen Bibel, des Alten Testaments, auf ein Drittel. So sind auch einige Psalmen nicht mehr nur als Lesungen, sondern als Predigttexte vorgesehen. Auch die weibliche Perspektive wird gestärkt, indem die Rolle von Frauen in den biblischen Texten stärker beleuchtet wird.

Feste wie Nikolaus und St. Martin, die auch bei kirchenferneren Menschen populär sind und eigene Traditionen entwickelt haben, bekommen neue Gottesdienstordnungen, die diese Traditionen aufnehmen. Auch für den 9. November und den Holocaustgedenktag am 27. Januar hat die Kommission neue Abläufe vorgeschlagen. Bei seiner Klausurtagung zu Beginn des Jahres hat sich der Gemeindekirchenrat (GKR) mit einigen der neuen Predigttexte beschäftigt: Den Psalmen, den Texten für den Israelsonntag und dem Buch Jona.  Auch diese bekannte Geschichte kam bisher nie „offiziell“ als Predigttext vor.   Allerdings: Predigt streng nach Vorschrift gab und gibt es nicht, die neue Ordnung ist als Richtlinie, als Entscheidungs- und Gestaltungshilfe zu verstehen, mit der Pfarrerinnen und Pfarrer frei umgehen können.  Dass es aber gut ist, eine solche Ordnung zu haben, darin waren sich die GKR-Mitglieder einig. Allzu groß wäre sonst die Versuchung, nur über Lieblingstexte und Altbekanntes zu predigen, statt sich immer neu von einem biblischen Text herausfordern zu lassen. Alle Teilnehmenden hatten zum Einstieg von Texten erzählt, über die sie gern einmal eine Predigt hören würden oder von einer Predigt zu einem selten gepredigten Text, die sie beeindruckt hatte. Wer hätte zum Beispiel gedacht, wieviel sich zu einer Generationen-Aufzählung beim Stammbaum Abrahams sagen lässt und was für eine wichtige und entlastende Funktion Rachepsalmen haben können?   Was und wie gepredigt und gesungen wird, wie vielfältig die Gottesdienstformen in unserem Kirchenkreis sind, was gut und was verbesserungsbedürftig ist, darüber wird im neuen (Kirchen)Jahr gewiss noch lebhaft diskutiert werden, wenn die Gemeinden Rückmeldungen von der Querschnittsvisitation Gottesdienst bekommen, die in diesem Jahr stattfand.

Jutta Schreur

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