31/10/2024 0 Kommentare
Monatsspruch für November 2024
Monatsspruch für November 2024
# Neuigkeiten aus der Gemeinde
Monatsspruch für November 2024
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 2.Petrus 3,13
Der zweite Petrusbrief, aus dem der Monatsspruch stammt, wurde von einem gebildeten Judenchristen im Namen des Simon Petrus geschrieben und richtet sich an die frühen Christen, in einer Zeit ganz ohne Augenzeugen, die vom Wirken Jesu Christi berichten und die großen Fragen der noch jungen, im Entstehen begriffenen Christenheit beantworten konnten. So breiteten sich Zweifel und Sorgen in den frühen Gemeinden aus. Zweifel daran, ob Jesus Christus wirklich, so wie verheißen, wiederkehren wird, um „die Spreu vom Weizen“ zu trennen und das Weltgericht zu halten und Sorge, ob alle Hoffnung auf Gerechtigkeit am Ende nicht doch vergebens war.
In diese Situation hinein schreibt der Autor im Namen des Simon Petrus seinen Brief, bekräftigt und bestärkt die junge Gemeinde in ihrer Hoffnung und versichert ihnen, dass Jesus Christus wieder kommen wird – ganz bald, nur nicht so bald, wie vielleicht gehofft. Und dieses Warten, das ist ein Warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Was für eine wunderbare Vision: Ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen kein Leid, kein Hunger, kein Krieg, keine Ungerechtigkeit und keine Zukunftssorgen mehr sind, ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen Gott bei und unter den Menschen wohnt und mit ihnen ist, und ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen die frühe Christenheit ganz ohne Bedrängnis leben kann. Was für eine großartige Verheißung und was für eine wunderbare Hoffnung!
Zweitausend Jahre sind seitdem vergangen. Und schaue ich hinaus in unsere Welt, diese Welt zwischen Menschen, die in Obdachlosigkeit und Armut leben, zwischen Kriegen in der Ukraine, Russland und dem Nahen Osten und zwischen dem Erstarken rechter Parteien und dem Leid auf den Fluchtrouten des Mittelmeers, dann scheinen ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt, so dringlich wie nie zuvor. Aber es ergeht uns nicht anders als den frühen Christinnen und Christen, an die sich der Petrusbrief richtet: Wir warten. Immer noch. Wie lange noch? Angesichts dieses schrecklichen Leids allerorts: Warten und hoffen? Warten und hoffen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, irgendwann – mehr nicht?
Setzt man sich in den Wochen nach dem Dreieinigkeitsfest in unsere Hochmeisterkirche und lässt den Blick durch den Kirchraum schweifen, wird der Blick irgendwann auf den grünen Vorhang, das Antependium, fallen, das von der Kanzel herunterhängt. Auf dem Grün des Antependiums, das für Hoffnung und neues Leben steht, prangt in golden Buchstaben ein Wort aus dem Jakobusbrief: Seid Täter des Wortes!
Christsein zeichnet sich also – so appelliert der Verfasser des Jakobusbriefs – nicht allein durch das Hören des Wortes aus, sondern immer auch durch das Tun, das konkrete Handeln. Sie wird nicht von allein kommen, die neue Erde, auf der Gerechtigkeit wohnt. Angesichts des schrecklichen Leids dieser Welt kann es unsere Aufgabe als Christen also nicht allein sein, auf das Hoffnungswort aus dem Petrusbrief zu hören, vielmehr sollten wir im Sinne des Jakobusbriefs immer auch zu Tätern dieses Hoffnungsworts werden.
Ob die ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Bahnhofsmissionen und Notunterkünften, die Kaffee ausschenken, Schlafsäcke bereitstellen und Bedürftige mit dem Lebensnotwendigen versorgen, ob Ärzte, die in Kriegsgebieten Verwundete versorgen, ob Seenotretter, die Flüchtende vor dem grausamen Tod im Mittelmeer bewahren oder ob Mitarbeitende bei Laib&Seele, die Woche für Woche Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen – all diese Menschen zeigen uns Tag für Tag, was es heißt, Täter des Worts zu sein, was es heißt, nicht allein als passiv Hoffende, sondern immer auch als aktiv hoffende, als Tätige zu leben. Sie sind Vorbilder für mich. An ihnen allen möchte ich mir ein Beispiel nehmen und gemeinsam mit ihnen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde hoffen – als Täter des Wortes.
Markus Sachse
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