Sieben Wochen ohne? Ein Pro & Kontra zum Thema Fasten

Sieben Wochen ohne? Ein Pro & Kontra zum Thema Fasten

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# Neuigkeiten aus der Gemeinde

Sieben Wochen ohne? Ein Pro & Kontra zum Thema Fasten

Pro

Fasten in der Passionszeit? .. einfach einmal persönlich ausprobieren

Anders als Advent und Weihnachten hinterlässt die Passionszeit außerhalb kirchlicher Traditionen keine nennenswerten Spuren in unserer Gesellschaft. Es ist daher eine binnenkirchliche Frage, wie wir das Besondere der Passionszeit hervorheben und handhaben. Früher wurde die Vorbereitung auf das Osterfest in der Passionszeit mit Fasten und Abstinenz verbunden. Doch bereits die Reformatoren haben es abgelehnt, das Fasten als notwendig zur Erlangung des göttlichen Heils anzusehen. Dennoch kann Luther dem Fasten etwas abgewinnen. Im Kleinen Katechismus spricht er vom Fasten als „einer feinen äußerlichen Zucht.“ Das Wort „Zucht“ klingt heute abschreckend; Luther richtig verstanden, können wir das Wort in heutigem Deutsch auch mit „bewußtes Abstandhalten zum tagtäglichen Allerlei“ übersetzen. Es geht – anders gesagt - beim Fasten um eine unterstützende Funktion.

So gesehen, dient  das Fasten in der Passionszeit der inneren Einstellung zum Leidensweg Jesu und dann zur Vorbereitung auf die österliche Freude, um sich auf den zu besinnen, dessen Auferstehung wir am Osterfest feiern: Jesus Christus. Es soll dabei helfen, das Entscheidende im Blick zu behalten.

Viele evangelische Kirchengemeinden haben daher noch einmal neu entdeckt, dass diese Vorbereitung besser gelingt, wenn sie ihre Gemeindeglieder zu einer gemeinsamen Fastenmahlzeit einladen. Auf diese Weise wird das Besondere der Passionszeit zu einem gemeinsamen Erlebnis. Zu meiner Erfahrung mit solchen gemeinsamen Fastenmahlzeiten gehört die Beobachtung, dass sich einzelne Gemeindeglieder angeregt fühlen, die gemeinsame und gemeindliche Fastenpraxis persönlich noch einmal im Privaten fortzusetzen. Auf freiwilliger Basis kann dieses bewußte Abstandhalten zu einer geistlichen Vertiefung der Passion führen. Meine Idee: das Fasten und seine Wirkung auf das Verständnis des Weges Jesu einfach einmal persönlich ausprobieren. 

Stephan Kunkel

Kontra

Aus Erfahrung skeptisch Warum ich in der Passionszeit auf nichts verzichte

Es war eine bewusste Provokation: Am Aschermittwoch 1522, zu Beginn der Passions- oder Fastenzeit, essen die Beschäftigten der Zürcher Druckerei Froschauer geräucherte Würste. Und anwesend ist Ulrich Zwingli, Pfarrer am Großmünster, das zu dieser Zeit noch eine katholische Kirche ist. Der Rat der Freien Reichsstadt Zürich verurteilt die Verletzung des Fastengebots. Und Zwingli verteidigt in einer Predigt die Freiheit der Christen beim Essen. Er erinnert daran, dass das Neue Testament kein Fasten vorschreibt und die Speisegebote der Fastenzeit von Menschen erlassen worden sind, von Papst und Bischöfen. Der Rat der Stadt Zürich gibt Zwingli Recht. So wird ein Wurstessen Auslöser für die Reformation in der Deutschschweiz. Und auch Martin Luther betont, dass ein Christ „zu jeder Zeit jegliche Speise essen“ darf.

Aber in evangelischer Freiheit kann man natürlich in den sieben Wochen zwischen Aschermittwoch und Karsamstag auf Süßes und Alkohol verzichten und versuchen, schlechte Angewohnheiten zu ändern.

Der Körper ist der „Tempel Gottes“ (1.Korinther 3,17). Und unseren Nächsten sollen wir lieben, wie uns selbst. So gibt es gute theologische Gründe, dass man zugunsten der eigenen Gesundheit und der Mitmenschen Verzicht übt. Aber das ist für Christen eine lebenslange Aufgabe.

Mit „7 Wochen ohne“ kann ich aus zwei praktischen Gründen nichts anfangen: Zum einen halte ich bei Süßigkeiten und Alkohol Maß. Nicht weil ich so tugendhaft bin, sondern weil mein Körper mich dazu veranlasst. Und meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass sich schlechte Angewohnheiten nicht einfach zu einem bestimmten Datum, Passionszeit oder Jahresbeginn, abstellen lassen.

Jürgen Wandel

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